Am 5. September 2025 gab Fitch die Entscheidung bekannt, den Ratingausblick auf negativ zu ändern, während Polens Rating bei A–/F1 für langfristige und kurzfristige Verbindlichkeiten in Fremdwährung oder A–/F1 für langfristige und kurzfristige Verbindlichkeiten in lokaler Währung beibehalten wird. Die Entscheidung der Agentur ist insbesondere auf das gestiegene Defizit in den Jahren 2024 und 2025 (voraussichtlich 6,7 % des BIP), die gestiegenen politischen Herausforderungen bei der Umsetzung fiskalischer Maßnahmen und, nach Einschätzung der Agentur, das Fehlen eines glaubwürdigen fiskalischen Ankers zurückzuführen. Diese Faktoren dürften Polens Fähigkeit erschweren, vor den nächsten Parlamentswahlen 2027 eine signifikante Haushaltskonsolidierung durchzuführen. Die Agentur prognostiziert, dass das höhere Haushaltsdefizit zu einem schnelleren Anstieg der Staatsverschuldung führen wird, die bis 2027 auf 68 % des BIP zusteuert.
Fitch prognostiziert einen Anstieg des Defizits auf 6,9 % im Jahr 2025 (mehr als das Doppelte des Medianwerts „A“ von 2,9 %) und einen leichten Rückgang auf 6,8 % des BIP im Jahr 2026, was über der Haushaltsprognose der Regierung von 6,5 % liegt, und schließlich auf 6,3 % im Jahr 2027.
Die Agentur Fitch prognostiziert einen Anstieg der Staatsverschuldung auf 59,3 % des BIP im Jahr 2025, von 55,3 % im Jahr 2024 und 49,5 % im Jahr 2023.
Fitch prognostiziert, dass die öffentliche Schuldenquote in den kommenden Jahren weiter steigen wird, sofern keine zusätzlichen Konsolidierungsmaßnahmen ergriffen werden.
Laut Fitch unterstreicht der Beginn der Amtszeit von Präsident Karol Nawrocki die voraussichtlichen Herausforderungen, vor denen die Koalition bei der Umsetzung ihrer Politik stehen wird. Fitch weist darauf hin, dass der Präsident seit seiner Amtseinführung Anfang August mehrere Gesetzesentwürfe abgelehnt, sich öffentlich gegen Steuererhöhungen ausgesprochen und Steuersenkungen vorgeschlagen hat. Angesichts der zunehmenden politischen Polarisierung, wie die Präsidentschaftswahlen im Mai gezeigt haben, dürfte sich der Einfluss der innenpolitischen Bedingungen auf politische Entscheidungen vor den nächsten Parlamentswahlen im Oktober 2027 verstärken. Dies könnte den Handlungsspielraum für die Umsetzung politisch umstrittener Maßnahmen vor 2028 einschränken, einschließlich solcher zur Unterstützung der Haushaltskonsolidierung.
Gleichzeitig stützt sich Polens Rating laut der Agentur auf eine große, diversifizierte und widerstandsfähige Wirtschaft, eine solide makroökonomische Politik auf Grundlage der EU-Mitgliedschaft, solide Außenfinanzen und eine höhere und stabilere Haushaltsbasis als in Ländern mit ähnlichem Rating. Dem stehen ein hohes Defizit, eine steigende Staatsverschuldung sowie niedrigere Einnahmen und Governance-Indikatoren im Vergleich zu Ländern mit ähnlichem Rating gegenüber.
Fitch Ratings Agency
Fitch prognostiziert für 2025 und 2026 ein Wachstum von 3,2 % und liegt damit über dem Median von 2,3 %, da die Auswirkungen der US-Zölle auf die Wachstumsaussichten der Eurozone durch den Binnenkonsum und die verstärkte Inanspruchnahme von EU-Mitteln (rund 1 % des BIP im Jahr 2025 und 3 % im Jahr 2026) weitgehend abgemildert werden. Die Umsetzung der notwendigen Reformen zur Aufrechterhaltung der EU-Finanzierung bleibt jedoch entscheidend für die Aufrechterhaltung eines starken BIP-Wachstums.
Fitch prognostiziert für die Jahre 2025–2027 ein Leistungsbilanzdefizit von rund 1 %, das vollständig durch Nettozuflüsse ausländischer Direktinvestitionen in Höhe von durchschnittlich 2 % des BIP gedeckt wird. Polens externe Puffer werden weiter gestärkt. Die prognostizierten Devisenreserven werden bis Ende 2025 249 Milliarden US-Dollar (214 Milliarden Euro) erreichen und 5,3 % der prognostizierten laufenden Auslandszahlungen decken. Infolge des Schuldenabbaus im öffentlichen und privaten Sektor sank Polens Nettoauslandsverschuldung von 37,1 % des BIP im Jahr 2013 auf eine Nettogläubigerposition von –1,7 % im Jahr 2024 (Median-Rating „A“ von –6,0 %). Fitch erwartet, dass Polen seine Nettogläubigerposition mittelfristig weiter stärken wird.
Ratingausblick
Zu den Faktoren, die zu einer Heraufstufung führen könnten, gehört das gestiegene Vertrauen in Polens Fähigkeit, ausreichende Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen umzusetzen, um die gesamtstaatliche Schuldenquote mittelfristig zu stabilisieren.
Eine Herabstufung ist möglich, wenn es der Regierung nicht gelingt, ihre öffentliche Schuldenquote mittelfristig zu stabilisieren, beispielsweise aufgrund mangelnder Haushaltskonsolidierung, geringeren Wachstums oder deutlich gestiegener staatlicher Finanzierungskosten.
Deutlich schlechtere mittelfristige Wachstumsaussichten, beispielsweise aufgrund einer Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit oder eines schwächeren externen Umfelds, könnten ebenfalls ein Faktor sein.












